Kosten
und Nutzen
Vor
einer Anschaffung oder einen Projektstart, wie dem Bau unseres Hauses in
Waldbach, wird häufig eine Kosten-Nutzen-Analyse gemacht. Meistens wird
nur der reine Geldwert eines Gutes hierbei betrachtet. Gott sei Dank werden im
Geschäftsleben inzwischen aber auch andere Faktoren betrachtet, auf die wir
nachfolgend eingegangen werden. Manche sind für jedermann verständlich, andere
sind nur für den Einzelnen von Gewichtung.
Betrachtet
werden:
Die
einzelnen Aspekte werden bewertet und gegenübergestellt. Nicht immer ist eine
reine Kosten-Nutzenanalyse möglich, oft kommen persönliche Aspekte hinzu, die
Entscheidung wird nicht mit dem Kopf sondern aus dem Bauch getroffen. Unser Land
kann weder seinen Bedarf an Erdöl- und Ergas, an Erzen oder sogar an Sauerstoff
aus eigenen Vorräten decken. Andere Länder, die noch weniger eigene
Bodenschätze oder Energievorkommen besitzen, sind uns im Passivhausbau weit
voraus. Deshalb importieren wir Energieträger und Rohstoffe aus allen
Erdteilen. Wir exportieren dagegen hochwertige Fertigprodukte und Know-how. Wir
beginnen globale Aspekte nicht nur auf unser wirtschaftliches Denken sondern
auch auf das private einzubeziehen. Unsere Abhängigkeit von der globalen
Entwicklung ist unbestreitbar. Unsere Mitverantwortung für die globale
wirtschaftliche und ökologische Entwicklung wird dadurch immer
offensichtlicher. Demzufolge muss beim Einsatz von Produkten hierzulande die
globalen Auswirkungen mit betrachtet werden. Die Bundesregierung fördert dieses
Gedankengut durch Marktanreizprogramme und zusätzliche Kredite. Demnach kann es
nicht falsch sein, sich mit der Thematik zu beschäftigen.
Das
Ziel sollte sein: Kosten mit mehr nutzen, ohne schlechtes Gewissen.
Dass
das Leben im technisch hochentwickelten Europa von vielen außereuropäischen Gütern
und Faktoren abhängig ist, hat sich herumgesprochen. Dass wir einen großen
Anteil der Weltvorräte an kostengünstigen Rohstoffen verbrauchen, ebenfalls.
Dass wir deshalb für die Zukunft unser Verhalten überdenken müssen und neue
Wege suchen sollten ist einleuchtend. Wir wollen unseren Lebensstandard halten,
sollten aber nachdenken, wie überflüssiges vermieden werden kann. Die
Unbefangenheit im Konsumieren und Ausprobieren nur weil der Markt es anbietet
gehörte zum Wirtschaftswunder der letzten 50 Jahre. Die guten Zeiten sind für
Industrienationen vorbei, die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Ähnlich
wie das Algenwachstum in einem See exponentiell gewachsen ist, ist unsere
Wirtschaft gewachsen. Ähnlich wie ein See, der irgendwann einmal umkippt, kippt
auch die Wirtschaft. Es gibt kein unendliches Wachstum. Wenn der See voll mit
Algen ist, bleibt kein Sauerstoff mehr übrig. Der See kippt um. An dieser
Stelle wollen wir aber nicht zum Moralapostel werden, denn mit Moral kann keiner
überzeugt werden.
Das
Wissen über weltweite Zusammenhänge ist in den letzten 100 Jahren rapide
gestiegen. Was hindert es uns, dieses Wissen endlich anzuwenden.
Es nützt aber nichts, den Beginn immer den "Anderen" zu überlassen
und selbst im Fahrwasser mitzuschwimmen.
Rentabilität
Sie ist
primär der wichtigste Punkt bei der Kaufentscheidung. Die Produkte
verschiedener Anbieter werden in ihren Preisen und Leistungen miteinander
verglichen und bewertet. Viele unserer hochtechnischen Geräte werden im Ausland
billiger hergestellt und geliefert als im Inland. Auch Ersatzteile kommen aus
dem Ausland. So wurde die einfache Rentabilitätsbetrachtung kompliziert.
Betrachtet
werden:
Dies
sind übliche Aspekte der Kostenabschätzung. Für Liebhaber fallen einige
Kosten nicht ins Gewicht. Handgefertigte Möbel z.B. haben sowohl
Liebhabercharakter und sind teuerer, jedoch meist auch langlebiger (Antiquitäten).
Energiebilanz
Unter
Energiebilanz versteht man die Gegenüberstellung aller aufgewendeten Energien
zur Produktion, Betrieb und die aus dem Betrieb gewonnenen Energien. Das klinkt
einleuchtend und einfach. Bei genauer Betrachtung der Energieersparnis eines
Produktes wird dies schon schwieriger. Oft ist die Ersparnis eines
energiesparenden Produktes geringer, als die Energie, die zu dessen Herstellung
aufgewendet worden ist. Zudem ist die notwendige Energie zur Entsorgung heute
noch oft unbekannt. Allein die Anschaffungskosten für die Energiebilanz
heranzuziehen ist meist ungeeignet. So ist z.B. Lammfleisch aus Neuseeland in
Deutschland billiger zu bekommen als heimisches Fleisch, obwohl das Fleisch um
die halbe Welt transportiert wurde. So ist ebenfalls die reine Herstellerangabe
zur Erzeugung eines Produktes nicht aussagefähig, wenn für den Transport mehr
Energie verbraucht wird, als für dessen Herstellung, wenn steuerliche Vorteile
im einen Land die Produkte verbilligen und Steuern im anderen Land das selbe
Produkt bei der Herstellung verteuern.
Schadstoffbilanz
Ähnlich
wie bei der Energiebilanz gilt bei der Schadstoffbilanz sowohl die Gewinnung der
Rohstoffe, die Verarbeitung und das Endprodukt und dessen Wirkung auf Mensch und
Umwelt mit einzubeziehen. Bei dem Umweltgesichtspunkten darf auch die Entsorgung
des Produktes, die Entsorgung der Produktionsabfälle und letztlich auch der
Verpackungen der Produkte nicht übersehen werden.
Zur
Schadstoffbilanz der Herstellung gehört die Gewinnung der Rohstoffe, die oft in
ärmeren und unterentwickelten Ländern stattfindet. Mensch und Natur leiden oft
unverhältnismäßig im Vergleich zum späteren Nutzen des Produktes. Erinnert
wird an die Bedingungen während des Erzabbaues und die weiteren Schritte zur
Metallherstellung die mit viel Hitze und Deck verbunden sind. Abschätzung sind
hier oft furchterregend. Beispielsweise wird in Südamerika Gold gewonnen, indem
der Schlamm von Flüssen mit Quecksilber versetzt wird. Das Gold wird vom
Quecksilber gebunden und kann leicht gewonnen werden. Anschließend wird das
Quecksilber verdampft und gelangt in die Umwelt. Exportiert wird sauberes und
reines Gold.
Sehr
viele Schadstoffe, die bei der Erzeugung entstehen sind dagegen nur in kleinen
Mengen vorhanden, fallen aber an. Kleine Mengen Dioxine sind ebenfalls äußerst
giftig. Zwar enthält das Produkt später diese Gifte nicht, aber die Umwelt
„bringt die Gifte auch zum Produkt oder besser zum Anwender zurück“.
Rohstoffbilanz
Die
Rohstoffbilanz ist beim vernünftigen Umgang mit den Rohstoffen eine echte
Bilanz. Allerdings schließt sie stets mit Verlusten ab. Beispielsweise können
Metalle mit hoher Wiederverwendungsmöglichkeiten
aus Erzen gewonnen werden, die jedoch in der Energiebilanz sehr schlecht
abschneiden, da hohe Energiemengen zum Ausschmelzen notwendig sind. Der Nutzen
des Produktes kann mit einem anderen Rohstoff ebenso erzielt werden wobei dann
die Energiebilanz besser abscheiden kann.
Sämtliche
Rohstoffe, aus denen ein Produkt besteht, sind durch ihre Gewinnung
und ihren Transport zur Weiterverarbeitung bereits durch
Rohstoffverbrauch vorbelastet. Sie können daher nicht isoliert betrachtet
werden.
Werden
Rohstoffe aus Energieträgern gewonnen (Erdöl, Gas, Kohle), können die
Zwischenprodukte nicht als Rohstoff angesehen werden, die Endprodukte auch nicht
mehr als Energieträger fungieren, die bei der Verwendung eingesparte Energie muss
demzufolge mit der bei der Erzeugung aufgewendeten Energie gegengerechnet
werden. Einfach ausgedrückt bedeute dies, dass Isoliermaterialien wie
Polyurethan aus Energieträgern gewonnen wird, für die Herstellung Energie
verbraucht und gebunden wird, die Entsorgung wiederum Energie verbraucht und während
der Verwendung zwar Energie eingespart wird jedoch die Bilanz stimmen sollte.
Rohstoffe, die zu Produkten verarbeitet werden, die nicht recycled werden und
auf dem Sondermüll landen sind als Rohstoffe wahrscheinlich für immer
verloren.
Müllbetrachtung
Wer aus Versehen oder absichtlich vor den Müllbergen einer Stadt stand bekommt eine Ahnung vom Ausmaß des Problems. Als Müll gilt jedoch nicht nur das ausrangierte Endprodukt sondern auch dessen Verpackung bei der Anlieferung, die Produktionsabfälle in fester, flüssiger und gasförmiger Form während der Herstellung sowie die Abfälle während der Rohstoffgewinnung.
Passivhaus
Auf
welche genannten Punkte nun standardmäßig bei Bau eines Passivhauses Wert
gelegt wird, kann jeder für sich selbst entscheiden. Die Erbauer von
Passivhäusern haben meist den Anspruch das Energiesparhaus schlechthin zu
erstellen, auf obige Aspekte wird aber selten bis nie eingegangen.